Das International Press Institut (IPI), ein globales Netzwerk an Redakteuren, Medienvertretern und führenden Journalisten für Pressefreiheit, verurteilte die Inhaftierung von vier Journalisten der türkischen Nachrichtenagentur Mezopotamya News Agency (MA) und Jinnews am 6. Oktober, nachdem sie berichtet hatten, dass zwei kurdische Männer angeblich aus einem türkischen Militärhubschrauber geworfen wurden.

Am 11. September sollen die beiden Männer, Servet Turgut und Osman Şiban, in Haft genommen und von Soldaten gefoltert worden sein, die in der mehrheitlich kurdischen Provinz Van im Osten der Türkei einen Einsatz gestartet hatten. Turgut und Şiban wurden zwei Tage nach dem Vorfall auf der Intensivstation des Krankenhauses in Van gefunden. Osman Şiban sagte, dass er und Turgut aus einem Hubschrauber geworfen wurden.

Der Journalist Cemil Uğur von MA erhielt angeblich Einblick in den vom Krankenhaus erstellten medizinischen Bericht, der bestätigt, dass Turgut und Şiban aus großer Höhe gefallen sind. Turgut starb am 30. September, während Şiban unter Gedächtnisverlust leidet. Die Journalisten verfolgten aufmerksam die Fälle der zwei Männer und berichteten über die angebliche Folter und den Hubschrauberabwurf anhand von Beweisen, die sie aus dem Krankenhaus und von Augenzeugen gesammelt hatten.

Das Gouverneursamt in Van veröffentlichte am 21. September eine Erklärung, in der es behauptete, Turgut sei von einer felsigen Stelle gefallen, als er vor Soldaten weglief, die in der Stadt eine Anti-Terror-Operation durchführten. In der Erklärung hieß es, Turgut habe sich verdächtig verhalten und sich der Verhaftung widersetzt. In der Pressemitteilung wurde ferner erklärt, dass Şiban rechtmäßig festgenommen worden sei, und die beiden Männer wurden beschuldigt, die geächtete Kurdische Arbeiterpartei (PKK) zu unterstützen.

Nach diesen Vorfällen wurden am 5. Oktober die Wohnungen von vier Journalisten, darunter die der Reporter des MA Van Bureau und Jinnews, von der Polizei durchsucht. Die MA-Reporter Adnan Bilen und Cemil Uğur, die Jinnews-Reporteinr Şehriban Abi und die Journalistin Nazan Sala wurden festgenommen. Lokale Berichte und Journalistengewerkschaften geben an, dass die Festnahme der Journalisten höchstwahrscheinlich mit der Berichterstattung zusammenhängt, obwohl es keine offizielle Erklärung zu den Verhaftungen gibt. Bei den Razzien wurden Kameras und technisches Equipment der Journalisten beschlagnahmt.

Die vier Journalisten wurden am 9. Oktober wegen nicht näher definierter Vorwürfe der „Berichterstattung über Ereignisse gegen den Staat“ und der „Zugehörigkeit zu einer Organisation“ angeklagt.

IPI forderte die sofortige Freilassung aller vier Journalisten.

„Die Türkei sollte unverzüglich die in dieser Woche verhafteten Journalisten der Mezopotamya-Agentur und von Jinnews freilassen, die ihre Arbeit verrichtet haben, indem sie Vorwürfen des militärischen Missbrauchs nachgegangen sind“, sagte der stellvertretende Direktor IPIs, Scott Griffen.

Die Gedenkfeier, die am 1. Oktober für Turgut abgehalten wurde, wurde ebenfalls von der Polizei durchsucht. Die Polizei verhinderte die Berichterstattung der Mezopotamya-Agentur über eine Erklärung, die vom Kongress der Demokratischen Gesellschaft (DTK), der Demokratischen Volkspartei (HDP) und der Partei der Demokratischen Regionen (DBP) verkündet werden sollte. Angeblich sagte die Polizei, dass jeder außer der Mezopotamya- Agentur über die Gedenkfeier berichten könne.